Bevor die Erdarbeiten für unser Bien-Zenker Fertighaus losgehen können, brauchen wir einen Antrag für eine offene Wasserhaltung, da bei der Schürfung im Dezember erhöhtes Grundwasser bei ca. 2,4 m festgestellt wurde. Erschwerend kommt aktuell noch der starke Regenfall hinzu, was das Grundwasser noch weiter ansteigen lässt. Blöderweise wurde das Bodengutachten im Sommer erstellt, wo man nur eine leichte Feuchte bei ca. 4 m festgestellt hat.
Da das erhöhte Grundwasser ein dauerhaftes Problem darstellt, ist das auch ein Grund, warum wir für unseren Keller eine weiße Wanne brauchen.
Leider gehörte dieses Thema neben der Finanzierung zu der nervenaufreibendsten Geschichte, die wir erleben durften.
Was ist eine Wasserhaltung?
Bei einer Wasserhaltung wird die Baugrube für die Baumaßnahmen trocken gelegt.
Es gibt verschiedene Verfahren für eine Grundwasserabsenkung.
Bei uns soll folgendes Verfahren zum Einsatz kommen:
Offene Wasserhaltung
Dabei werden am Rand der Baugrube tiefer liegende Pumpensümpfe, also Gräben/Löcher erstellt, wo sich das Wasser sammeln kann. Von dort aus wird das Wasser mit Pumpen entweder in den Kanal oder wie bei uns z.B. in einen Bach geleitet. Damit keine Verschmutzungen aufkommen, wird an die Pumpe ein Filter gesetzt.
Hinweis: Falls ihr auch eine Wasserhaltung betreiben müsst, schaut wo ihr das Wasser ableiten könnt. Wenn man das Wasser in einen Kanal pumpt, zahlt man pro Kubikmeter eine Abwassergebühr (einzusehen in der Gebührenordnung der Gemeinde). Kann man das Wasser allerdings in ein Gewässer (Bach, See) ableiten, zahlt man nichts.
Es gibt noch ein anderes Verfahren, welches aber kostenintensiver und aufwendiger ist:
Geschlossene Wasserhaltung
Dieses Verfahren ist vor allem notwendig, wenn der Grundwasserspiegel sehr hoch ist.
Dabei setzt man rund um die Baugrube sogenannte Lanzen in die Erde. Je nach Durchlässigkeit des Bodens fliest das Wasser entweder durch die Schwerkraft in die Lanzen oder aber durch das Einsetzen von Vakuum. Von dort aus wird das Wasser ebenfalls mit Pumpen rausgepumpt.
Was muss der Antrag beinhalten?
Hier zeige ich euch das Merkblatt von der Wasserbehörde in Groß-Gerau. Dort sind die notwendigen Unterlagen für einen Antrag genannt.
Merkblatt_Grundwasserhaltungen
Die Behörde empfiehlt, dass der Antrag von einer fachkundigen Person gestellt wird.
Leider war es in unserem Fall keineswegs einfach, diesen Ansprechpartner zu finden.
Wer macht den Antrag für eine Wasserhaltung?
Wir haben uns noch nie so alleine gelassen gefühlt. Egal, wen wir in dieser Angelegenheit gefragt haben, die Antwort lautete immer „Nein, machen wir nicht.“
Vor Weihnachten
Wir fragen bei Gerhard.Architekten nach.
„Das ist so eine komplizierte Sache, das muss zu einem Ingenieur.“
Zwischen den Jahren
Alle sind im Urlaub und nichts passiert.
04.01.2021 (Montag)
Unser Architekt soll aus dem Urlaub wieder zurück sein und wir warten auf eine Rückmeldung.
11.01.2021 (Montag)
Wir erfahren, dass unser Architekt vorerst länger nicht im Büro sein wird. Seine Vertretung müssen wir erst mal auf den neusten Stand bringen.
Sie fragt in der selben Woche beim Ingenieur(-büro) Quintel nach, der bis zum 15.01. ein Angebot abgeben soll.
15.01.2021 (Freitag)
Der Ingenieur lehnt die Leistung ab. Er gibt einen Kontakt zu einem Bohrunternehmen weiter.
19.01.2021 (Dienstag)
Die Vertretung schickt die notwendigen Unterlagen an Rebelein GmbH Bohrunternehmen und bittet um eine schnelle Rückmeldung.
22.01.2021 (Freitag)
Nachdem wir noch keine Rückmeldung erhalten haben, fragen wir selbst beim Bohrunternehmen nach, wo das Angebot bleibt. Man hat sich bis jetzt noch nicht die E-Mail durchgelesen, man sagt uns aber im Laufe des Tages noch Bescheid.
Abends bekommen wir eine Antwort: „Wir machen sowas nicht. Die Beantragung müsste auch Ihr Gutachter machen können.“
25.01.2021 (Montag)
Ich will mit der Vertretung telefonieren, erfahre aber, dass sie krank ist.
Der Chef persönlich wird angerufen. Leider weiß er auch nicht, wer uns jetzt den Antrag machen kann und wollte wissen, wie wir überhaupt auf die Idee kommen, dass sie dafür zuständig sein könnten, da das keine Dienstleistung von ihrem Büro ist. Nun ja, die Wasserbehörde hatte uns gesagt, dass der Architekt so etwas koordinieren würde.
Wir fragen bei Clayton nach, die uns das Bodengutachten erstellt haben, da das der Vorschlag von dem Bohrunternehmen und vom Architekt war. Die machen prinzipiell nur die Gutachten, also auch nein.
Letzte Option: Unser Erdbauer Lingansch Bauunternehmung GmbH wird kontaktiert. Nach Rücksprache mit der Unteren Wasserbehörde vom Kreis Groß-Gerau nannte man ihm ein Unternehmen, die uns den Antrag für eine offene Wasserhaltung stellen können.
29.01.2021 (Freitag)
Ich rufe bei der Hölscher Wasserbau GmbH an. Und was war wohl die Antwort? „Nein, sowas machen wir nicht.“ Schon wieder eine Absage zu erhalten, war irgendwie zu viel für meine Nerven und ich habe am Telefon angefangen zu weinen. Mir tat die Frau leid, die sich meine verzweifelte Geschichte anhören musste und am Ende tat ich ihr auch leid, weil sie nicht verstehen konnte, warum wir da so schlecht beraten wurden.
Der richtige Ansprechpartner für die Antragsstellung
Also geht das Ganze zurück zum Erdbauer.
Mittlerweile glauben wir nicht, dass die Erdarbeiten pünktlich starten können.
Der Erdbauer reicht einen „Antrag“ bei der Wasserbehörde ein, aber da er die erforderlichen Berechnungen nicht machen kann (er ist ja auch kein Ingenieur), schickt die Frau vom Amt ihn wieder zu einer anderen Firma.
Endlich sehen wir ein Licht am Ende des Tunnels, denn die empfohlene Firma Brunnenbau Conrad GmbH bestätigt, dass sie den Antrag für eine offene Wasserhaltung machen können!
Schlechte Nachrichten
Die Brunnenbau Firma teilte heute unserem Erdbauer mit, dass eine offene Wasserhaltung aufgrund des hohen Grundwasserstandes nicht möglich ist. Die Kosten würden regelrecht explodieren.
Das Angebot für eine offene Wasserhaltung mit Antragsstellung lag schon bei ca. 10.000 €. Für eine geschlossene Wasserhaltung käme schätzungsweise locker das Doppelte nochmal oben drauf…
Das ist für uns nicht machbar.
Wir brauchen eine Lösung!